Wie wird man Kabarettist
Mit Wortwitz und Tiefgang: Der humorvolle Alltag eines Kabarettisten
"Die Menschen muss man vor den Kopf stoßen, damit sie lernen, ihn zu gebrauchen..." Mit diesem Zitat des Kabarettisten Dieter Hildebrandt lässt sich die Kernaufgabe eines Kabarettisten treffend beschreiben. Ihr Beruf bewegt sich in der Schnittmenge aus Unterhaltung, gesellschaftlichem Kommentar und künstlerischem Ausdruck. Der Arbeitsalltag eines Kabarettisten ist vielseitiger als viele vermuten:
Entwicklung eigener Texte und Ideen
Recherche zu aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft
Proben und Ausfeilen von Timing und Mimik
Zusammenarbeit mit Regisseuren für den dramaturgischen Feinschliff
Auftritte vor unterschiedlichstem Publikum
Ständige Weiterentwicklung des Programms
Die besondere Herausforderung liegt in der Balance zwischen Unterhaltung und Anspruch: "Doch es ist sehr schwierig, so zu unterhalten, dass sich das Publikum nicht langweilt, sondern auch mal nachdenkt." Diese Gratwanderung zwischen Humor und Tiefgang macht den Reiz des Berufs aus. Das Feedback des Publikums ist unmittelbar und unverzichtbar: "Manchmal sitzen Menschen im Publikum, die weder lachen noch meckern. Doch die Rückmeldung des Publikums brauchen wir, um unser Programm weiterzuentwickeln." Diese direkte Interaktion unterscheidet das Kabarett von vielen anderen Kunstformen. Die künstlerische Freiheit wird als besonderer Vorteil empfunden: "Wir singen, tanzen, sprechen, verkleiden uns, probieren Rollen aus, spielen sie. Wir haben viel Freiraum, den wir gern auf der Bühne nutzen." Im Gegensatz zum Schauspieler, der eine vorgegebene Rolle verkörpert, kann der Kabarettist seine eigene Persönlichkeit einbringen und weiterentwickeln.
Zwischen Bühne und Studium: Der Bildungsweg zum Kabarettisten
Der klassische Ausbildungsweg zum Kabarettisten existiert nicht. Die meisten Künstler entwickeln sich durch eine Kombination aus Talent, Ausbildung in verwandten Bereichen und praktischer Bühnenerfahrung. Typische Bildungshintergründe von erfolgreichen Kabarettisten sind:
Schauspielausbildung und Bühnenerfahrung
Studium in Geistes- oder Sozialwissenschaften
Journalistische Tätigkeit
Ausbildung in anderen kreativen Berufen
Erfolgreiche Kabarettisten bringen oft eine fundierte Bildung mit: "So studierte Dieter Hildebrandt unter anderem Literatur- und Theaterwissenschaften. Georg Schramm arbeitete als studierter Psychologe zwölf Jahre in einer neurologischen Reha-Klinik. Michael Mittermeier studierte Amerikanistik. Michael Bully Herbig ist gelernter Fotograf und auch Mario Barth absolvierte eine seriöse Schauspielausbildung." Ein zweites Standbein wird als Vorteil angesehen: "Es wäre von Vorteil, wenn man erst einmal einen Beruf erlernt oder studiert und auch am besten schon gearbeitet hat. Die meisten Gags entstehen ja gerade aus dem beruflichen Umfeld, aus dem man kommt." Diese Lebenserfahrung bringt Authentizität und Tiefgang in die Programme. Der Weg zur Bekanntheit führt oft über:
Auftritte bei Kleinkunstbühnen und Open-Mic-Veranstaltungen
Teilnahme an Kabarettwettbewerben
Gründung eigener Ensembles oder Soloprogramme
Networking in der Szene
Die Herausforderung besteht darin, sich in einem hart umkämpften Markt zu etablieren: "Deutschlandweit gibt es mehrere Tausend Kabarettisten und Comedians, von denen viele bekannt, aber nur einige wenige wirklich prominent sind." Der Weg zum Erfolg erfordert daher neben Talent auch Durchhaltevermögen und eine gewisse Portion Glück.
Abschluss
Kein standardisierter Abschluss
Ausbildungswege
Schauspielstudium, autodidaktische Entwicklung, Seminare
Besonderheiten
Kombination aus gesellschaftspolitischem Interesse und Unterhaltungsfähigkeit